Aldinger Architekten entwickeln hochflexibles System für den Geschosswohnungsbau mit Baufritz
„Bei dem Baukastensystem für mehrgeschossige Wohnhäuser „FreiRaum“, das wir für Baufritz derzeit umsetzen, ist unser oberstes Ziel, die hohe Qualität und den ökologischen Anspruch des Unternehmens in den mehrgeschossigen Wohnungsbau zu transportieren und dabei die Typologie der Einfamilienhäuser in den Geschosswohnungsbau zu konvertieren. Beide Wohnhausgattungen unterscheiden sich deutlich voneinander, weswegen wir bei der Transformation ein differenziertes Erscheinungsbild für die mehrgeschossigen Gebäude anstreben: Sie wirken weniger ländlich, stattdessen urbaner und architektonisch noch präziser. Gängige Wohnungsbautypen wie Laubenganghaus, Punkthaus sowie Ein-, Zwei-, Drei- und Vierspänner haben wir um die Baufritz-Philosophie eines ganzheitlichen Lebenskonzeptes erweitert und mit unserem System eine erstaunliche Flexibilität schaffen können“, fasst Prof. Jörg Aldinger das spannende Projekt zusammen.
Architektin Simone Gauss und der Architekt Lauris Birznieks aus dem Planungsteam beantworten Fragen zu „FreiRaum“ in folgendem Interview.
Wie kam die Zusammenarbeit mit Baufritz zustande?
Gauss: Baufritz bietet auf hohem Niveau entworfene Einfamilienhäuser in Holzständerbauweise an, die mit vorgefertigten Holzbauteilen aus dem eigenen Werk konstruiert werden. Der ökologische Aspekt spielt dabei eine sehr große Rolle. Interessierte Bauherren werden – je nach Wohnort – an den sogenannten Gebietsvertreter vermittelt. Gebietsvertreter sind freie Architekten und übernehmen die Baufritz-Vertretung zusätzlich zu ihrer freien Arbeit. Sie beraten den Bauherrn und wandeln ein perfekt vorgeplantes Grundkonzept in ein individuelles Haus für den Bauherrn um.
Bei Gesprächen mit potentiellen Kunden wurde deutlich, dass neben der Nachfrage nach Einfamilienhäusern ein zunehmend großes Interesse an Mehrfamilienwohnhäusern in Baufritz-Qualität besteht. Mehrere Familien möchten beispielsweise als Bauherrengemeinschaft auftreten und gemeinsam in der Gruppe ihr mehrgeschossiges, privat genutztes Wohnhaus realisieren.
Künftig möchte Baufritz nicht nur die architektonische Beratung und Realisierung solcher Projekte anbieten, sondern auch eine finanzielle und steuerliche Beratung, Erbrecht usw. mit einbeziehen. Entweder nutzen Bauherrengemeinschaften das Gebäude von Anfang an selbst und vermieten zusätzlich eine Wohneinheit oder sie sehen das Bauprojekt zunächst als reine Geldanlage zur kompletten Vermietung und geben das Gebäude später als Schenkung an ihre Kinder weiter bzw. vererben es.
Momentan im Fokus aber – und das ist relevant für unsere Arbeit als Architekten – steht die bauliche Flexibilität des Gebäudes selbst. Es geht darum, wie wandelbar der Entwurf tatsächlich ist. Flexibilität ist generell ein wichtiger Faktor geworden: Immer mehr Bauherren denken verstärkt über ihre persönliche Zukunft nach und wünschen sich intelligent zu nutzenden, flexiblen Wohnraum, der die Entwicklungsschritte ihrer Familie mitmacht. Hier lässt sich z.B. die Abtrennbarkeit einer eigenen kleinen Wohnung für erwachsen gewordene, studierende Kinder anführen oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruft, die den Wunsch nach einer kleinen angeschlossenen Büroeinheit oder Praxis aufkommen lässt. Auch ist der demografische Wandel bei vielen Bauherren ins Bewusstsein gerückt. Sie denken früh an eine eventuelle Pflegebedürftigkeit und wie praktisch dann eine angrenzende Wohnung für eine Pflegekraft wäre. Oder sie wünschen sich schlicht mehr Raum für ihre Hobbies, die sie in ihr Wohnumfeld integrieren möchten.
Prof. Aldinger und die Geschäftsführerin von Baufritz, Dagmar Fritz-Kramer, stehen schon lange in persönlichem Kontakt. Schon lange tauschten sie sich unter anderem über die Idee aus, mehrgeschossigen Holzbau zu entwerfen. Als das Projekt dann konkret wurde, kam Baufritz auf Aldinger Architekten zu und beauftragte uns, einen Vorschlag zu entwickeln, wie solch ein flexibles Wohnen – aufbauend auf den Möglichkeiten der modularen Baufritz-Holzbauweise – aussehen kann.
Wie lautete die Aufgabenstellung für Aldinger Architekten genau?
Gauss: Unser Auftrag lautete zunächst, nur einen Gebäudevorschlag zu entwickeln, der dann in drei „Workshops“ zusammen mit Baufritz ausgearbeitet werden und Form annehmen sollte. Bei den Workshops waren Aldinger Architekten mit Prof. Aldinger als Konzeptentwickler, mir als Projektleiterin und Lauris Birznieks, der als Projektarchitekt, die kniffelige Bauaufgabe im Detail ausgearbeitet hat, vertreten. Dagmar Fritz-Kramer, Geschäftsführerin von Baufritz war ebenfalls bei allen Treffen anwesend, Simon Hanslmeier, zertifizierter Passivhaus-Planer und zuständig für Holzbau, Ausbau und Bautechnik bei Baufritz sowie je nach Arbeitsinhalt auch Vertreter der Marketingabteilung sowie Mitarbeiter des Vertriebs.
Doch aus drei Workshops wurden vier und aus dem einen Gebäudevorschlag wurden zwei. Grund dafür ist der, dass Größe und Zuschnitt der Grundstücke für die Bauaufgaben nicht im Voraus planbar sind und sehr unterschiedlich ausfallen können. Um möglichst für alle Gegebenheiten einen geeigneten Haustyp anbieten zu können, waren zwei Grundvarianten nötig.
So gibt es heute den Haustyp Riegelhaus und den Typ Kernhaus. Begonnen haben wir mit der Ausarbeitung des Riegelhauses. Mit ihm haben wir ein Gefühl dafür entwickelt, was es bedeutet modular in Holz zu bauen. Wie weit können wir flexibel bleiben, wo müssen wir Einschränkungen machen, damit die Vielfalt nicht zu groß wird – das waren die Fragen, die wir klären mussten. Auf Basis dieser Erkenntnisse wurde dann analog das Kernhaus für kompaktere Grundstücke mit einem anderen Planungsprinzip entwickelt.
Inwieweit spiegeln sich im Namen „FreiRaum“ die Vorzüge des Bausystems wider?
Gauss: Immer mehr Bauherren möchten ihre Hobbies, für die man normalerweise das Haus verlässt, direkt in ihr Zuhause oder in einer angrenzenden Einheit integrieren. Der modulare Aufbau unserer Gebäudetypologien führte zu unterschiedlichen Wohnungstypen mit variierenden Größen, die alle miteinander kombinierbar und austauschbar sind. So kann eine große Einheit neben einer kleinen platziert werden. Die kleinen Wohnungseinheiten bieten sich an, als eine solche Hobbyeinheit oder als ein kleines separates Büro genutzt zu werden. Der Name „FreiRaum“ kam auf, weil wir jedem die Freiheit geben wollten, zu entscheiden, was in dieser besonderen Grundriss-Einheit geschehen soll, ob sie separat erschlossen oder über eine Verbindungstür an die eigene Wohnung gekoppelt sein soll.
Als Cigar-Lounge, Musikzimmer, Künstleratelier, Wellness-Oase oder semiprofessionelle Küche mit Bewirtungsgelegenheit beispielsweise – es gibt sehr viele Möglichkeiten. Lauris Birznieks war hier sehr kreativ und hat für die Nutzungen und wie sie sich ergänzen können, eine erstaunliche Vielfalt geschaffen. Er hat sie als Mood-Boards visualisiert, mit denen sich Bauherren inspirieren lassen und eine Vorstellung davon bekommen, was in unserem System alles möglich ist.
Bei jedem Gebäude wird auch ein Keller mit Tiefgarage in Massivbauweise angeboten. Hier haben wir Platz für „Spezialitäten“, beispielsweise einen Weinkeller oder eine Werkstatt für Oldtimerfreunde samt Grube. So etwas kommt dann zugegebenermaßen nur für eine finanzkräftige Klientel in Frage, die sich solche Zusatzangebote leisten wollen.
Wie sind die Typen Riegelhaus und Kernhaus jeweils aufgebaut und wie groß können sie werden?
Gauss: Die Hausgröße hängt zunächst davon ab, welche Möglichkeiten das Baugrundstück zulässt und wie umfangreich die Bauherrenschaft plant. Über den Vierspänner hinaus bieten wir das Gebäude derzeit nicht an, d.h. an einen Kern werden über den Laubengang maximal vier Wohnungen angeschlossen. In der Höhe sind wir auf maximal drei Geschosse begrenzt, da die Landesbauordnungen außer in Baden-Württemberg bei den Brandschutzbestimmungen für Holzbauten derzeit nicht mehr zulassen. Ein Gebäude beherbergt also drei bis maximal zwölf Einheiten. Das System ist „skalierbar“.
Birznieks: Ein Riegelhaus entsteht auf Basis mehrerer unterschiedlicher Wohnungstypen, die in Reihe hintereinander geschaltet werden. Möglichst mittig platzieren wir ein Zentrum, der die vertikale Erschließung mit Treppe und Aufzug beinhaltet. An beiden Seiten können wir dann Wohnungen unterschiedlicher Größe kombinieren oder unsere sogenannten „FreiRäume“, in Form von Hobby-Units oder kleinen Offices, andocken. Unsere Riegelhäuser lassen sich so recht unterschiedlich und äußerst flexibel aufbauen: Vom Zweispänner bis zum Vierspänner gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten.
Die horizontale Erschließung erfolgt immer über Laubengänge, die rund um das Gebäude laufen. Auf der Nordseite dient er als Haupteingang zu den Wohnungen. Auf der Südseite kann der Laubengang wie eine Terrasse genutzt werden.
Eine mögliche Konfiguration wäre zum Beispiel diese: Die Kopfwohnungen sind als Zwei- bis zu Vierzimmerwohnungen oder im obersten Geschoss als Loftwohnung konfiguriert. Die mittleren, kleineren Wohnungen sind für jüngere oder alleinstehende Personen geeignet, werden als Zusatz-Wohnung für eine Pflegeperson genutzt oder wie schon beschrieben als „FreiRaum“ definiert. Auch diese Einheiten haben jeweils eine eigene Terrasse. Und wir haben die Option einer großen Dachterrasse, wenn beispielsweise nur auf der einen Hausseite ein Loft platziert wird. Hier kann dann z.B. ein gemeinsames Urban-Gardening stattfinden.
Das Kernhaus dagegen ist für kleinere Grundstücke gedacht, bei dem eine längere Reihung wie beim Riegel nicht möglich ist. Hier sind wir beschränkt auf maximal zwei Wohnungen pro Seite neben der Erschließung, d.h. pro Geschoss, gibt es maximal vier Wohnungen. Bei der Maximalhöhe von drei Geschossen kommen wir – wie auch beim Riegelhaus – auf maximal zwölf Einheiten. Auch Maisonettes sind möglich.
Gauss: Beim Riegelhaus gibt es 400 Kombinationsmöglichkeiten. Lauris Birznieks hat für die Kernhäuser einen so cleveren, flexiblen Grundriss entwickelt, dass hier sogar über 1.000 Optionen möglich sind! Er hat die Installationsschächte durchgehend so angeordnet, dass pro Etage unterschiedliche Wohnungstypen bzw. Größen daran angeschlossen werden können. Das gleiche gilt für die tragenden Wände. Sie liegen immer übereinander, egal welche Wohnungs- und Grundrisstypen man „schichtet“. Das gibt uns eine noch viel größere Flexibilität als bei den Riegelhäusern. Baufritz hat diese Qualität erkannt und ist von beiden Typen so begeistert, dass nun Riegelhaus und Kernhaus realisiert werden sollen.
Inwieweit waren Sie bei Entwurf und Gestaltung auf Baufritz-Standards festgelegt?
Gauss: Zu Beginn des Projekts – noch vor dem ersten Workshop – haben wir eine Führung durch die Baufritz-Produktion bekommen. Hier wurde sehr deutlich, auf was das Unternehmen beim Bau seiner Häuser Wert legt und was Grundlage auch für unsere Planungen sein sollte. Außerdem haben wir die sogenannte „Hausschneiderei“ von Baufritz kennengelernt, wo klar vordefinierte Ausstattungsvarianten – alle auf dem gleichen hohen ökologischen Niveau – vorgestellt werden. Wer mit Baufritz baut, kann davon nicht abweichen. Möchte der Bauherr andere Materialien einsetzen, müssen diese zuvor erst geprüft und für geeignet befunden werden.
Schon zur Entwurfsarbeit haben wir Details von Baufritz erhalten, die wir einbeziehen mussten – typische Wandaufbauten und Wandstärken beispielsweise. Hierzu gehörte z.B. auch das Baufritz Wand-Modul, die sogenannte „AAA-Voll-Werte Wand“ sowie die Rastermaße auf denen alle Baufritz-Häuser aufbauen.
Birznieks: Wir hatten demnach beim Entwerfen auf der einen Seite die Vorgabe das Baufritz-Raster zugrunde zu legen und bei der genau vordefinierten Bauweise mit Holzständerwänden zu bleiben. Auf der anderen Seite sollten wir diese unglaubliche Modularität und Flexibilität entwickeln. Beides zusammenzubringen war wirklich eine spannende Herausforderung. Dabei war modulares Bauen für uns nicht gänzlich neu, weil wir bereits ein Modulgebäude in Stahlbauweise geplant hatten.
Wo enden die Freiheiten der Konfigurationsmöglichkeiten?
Gauss: Die Parameter, wie weit die Flexibilität gehen muss, damit sich die Gebäude gut verkaufen und wo sie Grenzen hat, damit die Realisierung für uns als Architekten und für Baufritz als Bauausführenden dann auch machbar ist, mussten wir in den Workshops mit Baufritz erst ausloten. Wunsch von Baufritz war ursprünglich, den Bauherren bei der Grundrissgestaltung ein gewisses Mitspracherecht zu geben. Es zeigte sich aber schnell, dass dies nur bedingt umzusetzen ist. Wir haben uns dann darauf geeinigt, dass nur die Loftgrundrisse in den Dachgeschossen individuell angepasst werden können. Dort kann der Gebietsarchitekt mit den Bauherren noch einen eigenen Grundriss entwerfen. Die Wohnungen in den Geschossen darunter werden hingegen nach unserer Matrix zusammengestellt. Alle Pläne liegen von uns gezeichnet vor, die Raumkonfiguration ist fix. Die Ausstattung ist gemäß den Vorgaben der „Hausschneiderei“ natürlich frei, aber es werden keine Wände mehr verschoben – auch keine untergeordneten.
Birznieks: Die Bauherren wünschen sich meist große Wohnzimmer, ohne störende Stützen. Nur an sehr wenigen Stellen, wenn es gar nicht anders ging, haben wir mal eine Stahlstütze in den Holzbau integriert. Ansonsten ist es unser Anspruch, mit den konstruktiven Möglichkeiten und der Statik der Bauweise so ehrlich und offen umzugehen, wie es nur geht und nichts vorzutäuschen, was die Bauweise nicht hergibt.
Und wie sehen die Gebäude von außen aus?
Birznieks: Um den eigentlichen Gebäudekern gibt es die umlaufende „Banderole“. Diese Balkonzone war beim Riegelhaus eines der wichtigsten Elemente. Sie fördert die Kommunikation der Hausbewohner untereinander und außerdem ist es immer schön, einen formalen Übergang vom Innenraum zum Außenraum zu haben. Die „Banderole“ ist allgemein zugänglich – schon deshalb, weil sie Teil der Erschließung ist. Sie bietet aber auch private Terrassenbereiche, die ganz individuell genutzt werden können. So wird eine Küche mit großen Schiebefenstern zusammen mit dem Balkon zur Außenküche, während ein anderer seine Außenzone als „Green“ fürs Golfen nutzt oder seine schönen Fahrräder „ausstellt“.
Gauss: Die Zone kann sich ausweiten, auch in die Vertikale. Sie kann als Luftraum über zwei Geschosse gehen oder mit einer Außentreppe zwei Terrassen verbinden. Auch hier gibt es viele Möglichkeiten. Diese auszuloten hat viel Spaß gemacht…
Für das Riegelhaus haben wir Fassadenvarianten angeboten: Die innere Gebäudehülle lässt keine Gestaltungsvarianten zu. Hier gibt es ganz normale Fenster mit Brüstungen oder bodentiefe Verglasungen. Vor der Banderole aber ist eine zweite „Haut“ angeordnet, die unterschiedlich ausgebildet sein kann: Entweder mit Schiebeläden aus Holz oder mit filigranen Faltläden und Kastenfenstern aus Metall. Uns schwebt ein spannender Materialmix vor. Viele, viele Varianten, wurden am langen Tisch hier im Büro diskutiert, bis diese beiden feststanden. Und obwohl Baufritz ja eine reine Holzbaufirma ist, kamen beide Varianten so gut an, dass nun beide angeboten werden sollen.
Birznieks: Beim Kernhaus hingegen sehen wir keine Notwendigkeit Varianten anzubieten. Hier sehen wir einen klassischen Holzwürfel, dessen kubische Gebäudeform zu der Holzlamellenfassade mit Schiebefaltläden perfekt passt.
Das Zwischenvolumen für die Erschließung möchten wir als gläserne Pfosten-Riegel-Fassade mit Alu oder Holzlamellen realisieren. Auch damit war Baufritz sofort einverstanden. Dass eine andere Nutzung manchmal auch eine Zäsur durch ein architektonisch anders ausgestaltetes Element mit einem anderen Material erforderlich macht, haben sie sofort verstanden.
1.000 Konfigurationsoptionen: Wie behält man da den Überblick?
Gauss: Ja, das ist tatsächlich nicht ganz einfach. Die Bauherren, aber auch die Planer bei Baufritz brauchen da eine gute Hilfestellung. Aus diesem Grund schließt sich für uns nun ein weiteres, spannendes Projekt an: Wir arbeiten zurzeit an einer Visualisierungs-App, die den Gebietsvertretern als Konfigurierungs-Tool an die Hand gegeben werden soll. Das ist absolutes Neuland für uns: Geplant ist, dass per drag & drop individuelle Grundrisskonfigurationen digital vorgenommen werden können. Ist eine Kombination nicht möglich, wird das Andocken der Einheit verweigert. Dafür müssen nun eine Menge Daten zusammen getragen und hinterlegt werden.
Parallel wird es von Baufritz dennoch eine Print-Broschüre geben, in der alle verfügbaren Grundrisse verzeichnet sind, ebenso wie unsere Möblierungsvorschläge und die Visualisierungen der „FreiRäume“. Alle weiterführenden Daten, Wohnungsgrößen etc. soll dann die App zeigen. Das wird noch ein aufregender Weg, bis wir soweit sind.
Apropos Daten: Wie gehen Sie an eine solch komplexe Entwurfsarbeit heran? Wird hier von Anfang an digital oder mit BIM geplant oder arbeiten Sie noch mit Skizzenrolle und Modell?
Birznieks: Ich gehe nach wie vor klassisch mit Skizzenrolle und Bleistift ans Entwerfen. Als die Hauptentscheidungen getroffen waren, haben wir dann schnell mit CAD angeschlossen, denn Präzision und Passgenauigkeit der Baufritz-Details waren hier sehr wichtig. Alle Baufritz-Wandstärken wurden von Anfang an genau übernommen, ebenso das Baufritz-Raster basierend auf 625 cm. Alle Räume wurden außerdem sehr früh bezüglich der geforderten Barrierefreiheit geprüft.
Da bei Baufritz derzeit noch nicht mit BIM gearbeitet wird, haben wir diese Planung nicht BIM-basiert aufgebaut. Obwohl wir das bei anderen Bauvorhaben sehr wohl tun.
Und was kommt als nächstes?
Gauss: Vor kurzem haben wir vor allen Baufritz Vertretern aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Großbritannien unser Konzept präsentiert, denn künftig soll es nicht nur in Deutschland angeboten werden. Baufritz hat die Grundrisse und Fassadenvarianten im Anschluss bewertet und bepreist sie derzeit. Wie diese komplexe Gebäude-Flexibilität konkret in Zahlen gefasst werden kann, stellt die Kalkulationsabteilung vor eine große Herausforderung. Wir sind gerade dabei, die Planung für den deutschen Markt voranzutreiben, d.h. das System so aufzubauen, dass es für die Anforderungen aller 16 Landesbauordnungen passt.
Und dann dürfen wir hoffentlich bald das Pilotprojekt umsetzen – ein Musterhaus sozusagen, das den Bauherren als Anschauungsobjekt 1:1 dient. Das freut uns sehr, denn wenn einem als Planer ein Projekt ans Herz gewachsen ist, dann möchte man es auch selbst bauen. Wenigstens einmal!
Das Interview führte Iris Darstein-Ebner