Weingarten, 2012

Wohnheim für Menschen mit Behinderung

Das Baugrundstück befindet sich am Übergang von einem Wohn- zu einem Gewerbegebiet. Die heterogene Bebauung und die Lage prägen den Ort. Zum einen bestimmen Ein- und Mehrfamilienhäuser die Umgebung, zum anderen die industrielle Bebauung. Mit dem Neubau für das Wohnheim mit 34 Plätzen wird die Ausrichtung der Wohnbebauung im Westen aufgenommen. Mit der auf der Ost- und Westseite vorgelagerten Pergolastruktur reagiert der Baukörper in seiner Maßstäblichkeit und differenzierter Ausformulierung auf das Umfeld.

Der Neubau des Wohnheimes organisiert sich um drei Höfe. Vom Haupteingang erreicht man den zentralen überdeckten Innenhof, an dem die Zugänge zu den Wohnbereichen, die Vertikalerschliessung und die gemeinsamen Funktionsräume liegen.

Der zentral gelegene Gruppenraum jeder Wohngruppe, um den die Zimmer organisiert sind, erhält den überwiegenden Teil seines Tageslichtes über einen offenen begrünten Lichthof. Ausblicke sind zu zwei Seiten über die vorgelagerten Terrassen bzw. die raumhohen Fenster der offenen Wohnküchen gegeben. Höfe sowie offene und überdeckte Freibereiche schaffen ein vielfältiges Raumangebot sowohl im Inneren als auch im Außenraum. Für die Bewohner entstehen zahlreiche Begegnungs- und Rückzugsorte.

Der Baukörper mit seiner vorgelagerten Pergolastruktur zeichnet sich im städtebaulichen Umfeld einerseits als Einheit ab, andererseits ist er durch seine strukturelle Differenzierung so gestaltet, dass das Spannungsverhältnis zwischen der großen Einheit und Individualisierung der Einzelnutzung deutlich wird. Die einzelnen Wohngruppen bilden sich durch Vertiefungen im Hauptbaukörper ab. Die räumliche Einheit des Zimmers bezieht sich auf sich selbst und hat wiederum direkten Kontakt zu den Freiräumen der jeweiligen Wohngruppe. So kann jeder Benutzer des Gebäudes über die Wahl des Aufenthaltsortes sein Kommunikationsbedürfnis ausdrücken und regeln.

Das Bauwerk ist als wirtschaftliche, konventionelle Massivkonstruktion konzipiert. Die Lastabtragung erfolgt über Massivwände, die Decken werden als Stahlbeton-Filigrandecken ausgeführt.

Die geschlossenen Fassadenbereiche erhalten eine hochwertige Dämmung mit hinterlüfteter Tonziegelverkleidung. Fenster werden als Holz-Alufenster mit Dreischeiben-Isolierverglasung ausgeführt. Das vorgesetzte Rankgerüst übernimmt auf der West- und Ostseite die Funktion des Sonnenschutzes. Die Dachfläche erhält eine extensive Begrünung, in Teilbereichen wird eine Photovoltaikanlage montiert.

Projektdaten

Bauherr Stiftung Körperbehindertenzentrum Oberschwaben
Architekt Aldinger Architekten
Planungsphase 2010 – 2011
Bauzeit 2011 – 2012
BGF 2.000 qm
BRI 6.300 cbm
Baukosten 4 Mio. €